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27.03.2023Chilis Rümlang-Regensdorf – Aergera 2:5 (0:2, 2:0, 0:3)

«Wer, wenn nicht wir?»

Dank einem 5:2-Auswärtssieg gegen die Chilis Rümlang-Regensdorf gewann Aergera Giffers am Samstag die Playoff-Finalserie (Best of 5) mit 3:1 und holte sich den NLB-Meistertitel. Trainer Richard Kaeser im Interview.

Vergangene Saison scheiterte Aergera Giffers noch im Playoff-Final am späteren Aufsteiger Waldkirch-St. Gallen, diesmal hat es für die Freiburgerinnen geklappt. Mit dem Finalsieg gegen die Chilis Rümlang-Regensdorf sicherten sie sich nicht nur den NLB-Titel, sondern auch das Ticket für die Liga-Qualifikation. Im Interview mit den FN spricht Aergera-Trainer Richard Kaeser über die Qualitäten seines Teams und ob der Club für die Rückkehr in die NLA, aus der er in der Saison 2018/19 abgestiegen war, bereit ist.

Richard Kaeser, NLB-Meister Aergera – wie tönt das in Ihren Ohren?

Wenn ich an die Zeit zurückdenke, als ich vor zwei Jahren Ja zu diesem Club und zu diesem Team gesagt habe, dann ist das fast nicht zu glauben. Es erfüllt mich mit unglaublichem Stolz. Es ist einfach nur schön.

Die Finalserie gegen die Chilis war eng und jedes Spiel umkämpft. Was hat am Ende den Unterschied ausgemacht?

Es waren die berühmten Details, von denen immer gesprochen wird. In Spiel 3 war es das Powerplaytor drei Minuten vor Schluss, am Samstag wie wir uns nach dem Schock mit den zwei Gegentoren im zweiten Drittel im Schlussabschnitt aufgefangen haben und den Fokus wiederfinden konnten. Wir machten die einfachen Dinge wieder gut. Und letztlich spielte unsere Physis eine grosse Rolle. Dadurch konnten wir die letzten Drittel immer für uns entscheiden, dafür haben wir im Sommer hart gearbeitet.

Stark ist auch die Defensive. Aergera kassierte in den vier Finalspielen nur gerade 10 Tore… 

Das ist unsere Basis, auch gegen die guten Gegner in den Playoffs bekommen wir nur sehr wenige Tore. Natürlich würden wir gerne selbst mehr Treffer erzielen, aber dank der Defensive brauchen wir nur wenige Tore, um zu siegen.

Qualifikationssieger zu werden ist das eine, es in den Playoffs durchzuziehen aber das andere. Woher kommt die mentale Stärke des Teams?

Nach der guten Qualifikation ist es uns gelungen, den berühmten Schritt auf die Playoffs hin zu machen. Wir haben diesen unbändigen Willen, Playoff-Serien zu gewinnen, und können aus kämpferischer Sicht immer noch eine Schippe drauflegen. Das ist uns wirklich gut gelungen.

Bringt das Team diesen Kampfeswillen selbst mit, oder müssen Sie als Trainer dafür sorgen?

Das ist ganz unterschiedlich. Letzte Saison habe ich das Thema Playoffs extrem aufgebauscht, weil in Giffers schon lange keine mehr gespielt wurden. Diesmal habe ich den Ball flachgehalten und mehr das Team machen lassen. Viele Spielerinnen waren letzte Saison bereit, und es kam von ihnen aus mit einer Jetzt-erst-recht-Mentalität.

Physis, Mentalität – was zeichnet die Mannschaft noch aus?

Das, was den ganzen Club auszeichnet: diese aussergewöhnliche Begeisterung. Wir alle sind extrem gerne zusammen und kämpfen füreinander. Und die Fans leiden und feiern mit uns.

Stichwort Fans: Auch am Samstag reisten gegen 100 Aergera-Anhänger mit nach Rümlang. Wie wichtig ist diese Unterstützung?

Ich weiss nicht, wie sich die Hockey-Profis fühlen, wenn 9000 Zuschauer schreien, aber uns geben die Fans die Extraprozente, die du brauchst. Wenn du die Zuschauerwand auf der Tribüne siehst, bist du zwar ein bisschen nervös, aber sie ist auch mitentscheidend, so wie am Samstag. Wir wollten dieses Spiel nicht verlieren und die mitgereisten Fans nicht enttäuschen, sondern sie belohnen.

Mit dem NLB-Titel in der Tasche ist die Saison für Aergera noch nicht zu Ende. Mit welchen Ambitionen startet Aergera in die Liga-Qualifikation?

Wir wollten den Titel und haben ihn geholt. Den Rest besprechen wir am Dienstag im Team. Aber ich gehe nicht auf den Platz, um zu verlieren, und wir werden die Spiele wie immer vorbereiten. Zunächst soll der Erfolg aber gefeiert werden, das ist sehr wichtig. Uns allen ist ein Stein vom Herzen gefallen. Ich habe den Spielerinnen am Samstag gesagt, dass sie bis Dienstag feiern können.

Wären das Team und der Club bereit für die Rückkehr in die NLA?

Es gibt Spielerinnen, für die der Aufwand, so wie er jetzt ist, stimmt; andere würden am liebsten fünf- oder sechsmal die Woche trainieren. Mir ist wichtig, dass sich Club und Team nicht verändern müssen. Wir sollen uns selbst bleiben, das Giffers, das wir sind. Geregelt wird es letztlich auf dem Feld. Letztes Jahr standen wir im Final, jetzt sind wir Meister – wer, wenn nicht wir? Wenn gesagt wird, dass man als Aufsteiger in der NLA womöglich nur verliert, dann ist das für mich Blablabla und interessiert mich null. Wir konnten auf diese Saison hin einen Schritt machen und würden nach dem Aufstieg einen nächsten machen.

Gegner in der Liga-Qualifikation ist ab Samstag mit einem Heimspiel Waldkirch-St. Gallen, gegen den Aergera vor Jahresfrist den NLB-Playoff-Final verloren hat…

Das ist eine coole Geschichte. Ich habe kürzlich mit dem Trainer von Viertelfinalgegner Zäziwil telefoniert, gegen die wir bereits im Vorjahr gewonnen hatten. Die mögliche Revanche sei ein riesiges Thema gewesen in der Garderobe. Die Spielerinnen seien fast durchgedreht und wollten uns unbedingt schlagen. Waldkirch-St. Gallen holte letzte Saison bei uns in der Halle den Pokal, dieses Bild ist in den Köpfen hängen geblieben. Es ist Zeit, um für Gerechtigkeit zu sorgen.

NLB-Playoff-Final: Aergera macht Sack im Schlussdrittel zu

Aergera Giffers nutzte am Samstag den ersten Matchball in der Best-of-5-Serie und holte sich mit dem dritten Sieg im vierten Duell gegen die Chilis in Rümlang den NLB-Titel. Wie die drei Partien zuvor war auch Spiel 4 der Serie umkämpft. Laura Wyss und Pascale Corine Huber hatten die Freiburgerinnen im Startabschnitt mit 2:0 in Führung geschossen, das Heimteam glich jedoch zu Beginn des Mitteldrittels dank einem Doppelschlag aus. Schliesslich sorgten Fanny Ecoffey, Samira Ingelin und Alyssa Buri mit drei Toren zwischen der 51. und 55. Minute für den Sieg von Aergera.

In der Liga-Qualifikation trifft Aergera auf den NLA-Playout-Verlierer Waldkirch-St. Gallen, gegen den es in der letzten Saison im NLB-Playoff-Final noch unterlegen war. Gelingt den Freiburgerinnen die Revanche, kehren sie nach dem Abstieg in der Saison 2018/19 in die höchste Spielklasse zurück.

Bericht Frank Stettler, Freiburger Nachrichten vom 27. März 2023.