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11.02.2022Aergera – Zäziwil 5:6 n.V. (2:1, 1:3, 2:1)

Die entscheidenden fünf Prozent

Aergera hat in der Viertelfinalserie gegen Zäziwil den ersten Matchball nicht nutzen können. Nun kommt es am Wochenende zum Showdown. Das grössere Kämpferherz werde gewinnen, ist Trainer Kaeser überzeugt.

Nach den zwei Siegen zum Auftakt der Viertelfinalserie hatte Aergera am Dienstagabend die Chance, in den Playoff-Halbfinal einzuziehen. Doch anstatt des dritten Sieges gegen Zäziwil schaute am Ende eine enttäuschende 5:6-Niederlage nach Verlängerung heraus. Enttäuschend deshalb, weil Giffers eigentlich einen guten Auftritt hingelegt hat, über weite Strecken überlegen war und auch viele Tore geschossen hat. «Uns haben aber die berühmten fünf Prozent gefehlt», stellte Trainer Richard Kaeser fest. «Fünf Prozent an Härte im Slot, fünf Prozent am Willen, Tore zu verhindern, fünf Prozent an Überzeugung, mit dem Ball den guten Pass spielen zu können. Durchs Band hat uns etwas gefehlt, und dann reicht es eben nicht.»

Ein Beinbruch ist die Niederlage nicht. Dass die viertplatzierten Senslerinnen die Serie gegen das fünftplatzierte Zäziwil glatt mit 3:0 gewinnen würden, davon ist niemand ausgegangen. Auch Kaeser nicht. «Vor 14 Tagen hätten wir für eine 2:1-Führung in der Serie sofort unterschrieben», sagt er. Und der Druck liege nach wie vor bei den Gegnerinnen. «Sie wissen, dass sie sich keinen Ausrutscher leisten dürfen, während wir die beruhigende Gewissheit haben, selbst bei einer weiteren Niederlage noch immer in die Halbfinals einziehen zu können.» Die Runde der letzten vier sei weiterhin das Ziel, sagt Kaeser. «Angesichts der bisher gezeigten Leistungen ist das realistisch.»

Agieren anstatt reagieren

Anders als in den beiden letzten Duellen lief die Partie diesmal nicht für die Gifferserinnen. Bereits nach fünf Minuten gerieten sie ein erstes Mal in Rückstand, und auch nach dem 2:2, dem 3:3, dem 4:4 und dem 5:5 waren es die Bernerinnen, die das nächste Tor erzielten. Viermal musste Aergera am Dienstag einem Rückstand nachrennen, in den beiden vorherigen Viertelfinalpartien war dies ein einziges Mal der Fall gewesen. «Einen Rückstand auszugleichen, das gibt dir immer einen unglaublichen Aufschwung», sagt Kaeser. «Aber wenn du ständig hinterherläufst, ist das schlecht für die Moral. Wir müssen schauen, dass wir wieder in Führung gehen können. Das verleiht Sicherheit.»

Selbstsicherheit und Selbstvertrauen sind bei Aergera nach der starken Qualifikation und den beiden Playoff-Siegen (6:3, 4:2) eigentlich gross. Dennoch machte Giffers am Dienstag einen sehr nervösen Eindruck. «Wir waren zu Beginn extrem angespannt, auch ich selbst», gesteht Kaeser. Warum dies so gewesen ist, kann sich der Trainer nicht genau erklären. «Die ungewohnte Situation, unter der Woche einen Match austragen zu müssen, hat sicher einen Teil dazu beigetragen. Das galt aber auch für Zäziwil, insofern können wir das nicht als Entschuldigung anbringen.»

Keine Zeit für Experimente

Für Kaeser geht es nun darum, sein Team für das Wochenende wieder aufzubauen. «Wir haben im Spiel einiges richtig gemacht. Ich werde den Spielerinnen diese guten Momente nochmals auf Video zeigen. Ich versuche, ihnen die Gewissheit zu vermitteln, dass etwas Positives herausschaut, wenn sie 100 Prozent Einsatz zeigen. Gleichzeitig gehe es aber auch darum, dem Team vor Augen zu führen, was passiert, wenn man nur mit 95 Prozent dabei ist. «Den Spielerinnen das Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten zu vermitteln, ihnen aber gleichzeitig auch die negativen Sachen vor Augen zu führen, ist ein Spagat», findet der Trainer.

Die mentale Komponente wird am Samstag beim vierten Spiel in Konolfingen eine wichtige Rolle spielen, erst recht am Sonntag bei einem allfälligen Entscheidungsspiel (17 Uhr) in Giffers. Spielerisch und taktisch sind die Felder abgesteckt, Überraschungen wird es hüben wie drüben keine mehr geben. «Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass Zäziwil am Dienstag mit einer veränderten Taktik antreten würde», verrät Kaeser. «Ich hatte mein Team entsprechend darauf eingestellt, aber da ist nichts gekommen.» Anfangs sei er ganz froh gewesen darüber, umso mehr man 2:1 geführt habe. «Am Ende hat Zäziwil doch gesiegt und deshalb wohl alles richtig gemacht.»

Überraschungen erwartet Richard Kaeser keine mehr am Wochenende. «Wir haben in den letzten drei Wochen viermal gegeneinander gespielt, da gibt es keine Geheimnisse mehr voreinander.» Die Zeit der Experimente sei sowieso vorbei. «Jetzt kommt es in erster Linie darauf an, wer mit mehr Leidenschaft und mit dem grösseren Kämpferherz an die Aufgabe herangeht.

Michel Spicher, Freiburger Nachrichten vom 10. Februar 2022.

 

Telegramm
Aergera – Zäziwil 5:6 n.V. (2:1, 1:3, 2:1)
Sporthalle Giffers–Tentlingen. – 211 Zuschauer. – SR: Brändle/Basler.
Tore: 5. Badertscher 0:1. 7. Wyss (Berti-Godel) 1:1. 14. A. Buri (Huber) 2:1. 23. (22:16) Thierstein 2:2. 24. (23:45) Kormann (M. Burri) 2:3. 27. Ecoffey 3:3. 36. Orakci (Briggen) 3:4. 43. Kolly (Kohler) 4:4. 54. M. Buri (Kormann; 5 gegen 4) 4:5. 57. Ecoffey 5:5. 62. Kormann (Götz) 5:6.
Starfen: 1-mal 2 Minuten gegen Aergera-Giffers, keine gegen Zäziwil.
Bemerkungen: 42. Zäziwil verschiesst Penalty.
Stand Playoff-Viertelfinal
(best of 5): 2:1.