Aergera Giffers hat sich in einer dramatischen Belle gegen WaSa 5:4 nach Verlängerung durchgesetzt. Lea Bertolotti schoss die Senslerinnen sieben Sekunden vor dem Penalty-Krimi in die NLA.
Als sich am Ostermontag 520 Zuschauerinnen und Zuschauer im alles entscheidenden Spiel der Ligaqualifikation (best of 5) zwischen Aergera Giffers und Waldkirch-St. Gallen bereits mit dem Penaltyschiessen befassten, schien die Zeit in der Sporthalle in Giffers für einen Augenblick still zu stehen. Hattrickschützin Lea Bertolotti hatte nach einem Aufbaufehler der Ostschweizerinnen den Lochball plötzlich an der Schaufel und schoss ihre Farben ins unfassbare Aufstiegsglück. Sieben Sekunden wären noch auf der Uhr gewesen, doch das Schicksal war mit diesem «Golden Goal» zum 5:4-Heimsieg für beide Teams besiegelt. Während aus den Boxen längst «The Best» von Pop-Ikone Tina Turner dröhnte, prallten auf dem Spielfeld zwei diametrale Gefühlswelten aufeinander. Da die unendliche Ekstase bei den Einheimischen. Dort die bitteren Tränen und die schmerzhafte Konsternation bei den abgestiegenen St. Gallerinnen, die letzte Saison im NLB-Playoff-Final Aergera noch bezwungen hatten.
«Ich kann es ehrlich gesagt kaum fassen. Ich habe nicht einmal realisiert, dass die Verlängerung durch ein Golden Goal entschieden wird. Zu meinem Bruder habe ich noch gesagt, dass das Spiel noch sieben Sekunden dauert», erklärte der überglückliche Aergera-Cheftrainer Richard Kaeser, der neben den stimmungsvollen Fans auch den unbändigen Einsatz seines Teams zwischen Mai letzten Jahres bis zum April 2023 hervorstrich. «Die Mannschaft hat bis zum Schluss gekämpft und wollte das Penaltyschiessen unbedingt verhindern. Wir haben es geschafft. Die nächsten Tage müssen wir einfach geniessen.»
Auf der Gegenseite erklärte sich WaSa-Trainer Yannik Martin den Abstieg unter anderem mit der fehlenden Routine seines jungen Teams. «Der Abstieg ist kein Beinbruch. Wir mussten damit rechnen, da es doch namhafte Abgänge gegeben hat. Der Umbruch ist genau zum Zeitpunkt des Aufstiegs erfolgt.»
Schon vor rund neun Jahren, einem 12. April, löste Aergera das erstmalige NLA-Ticket mit viel Dramatik in der Überzeit. Damals trug sich gegen den UHC Höfen Caroline Schürch in die Annalen des Clubs ein. Eine der Aufstiegsheldinnen der Neuzeit heisst zweifelsohne Lea Bertolotti. Mit drei Toren avancierte die 35-jährige Stürmerin nicht zum ersten Mal in dieser Saison zur Matchwinnerin. «Es ist scheissegal, wer die Tore geschossen hat, es war eine reine Teamleistung. Wir haben von A bis Z daran geglaubt und es geschafft. Es ist einfach unbeschreiblich», freute sich die bescheidene Kapitänin. «Die letzten Saisons nach dem Abstieg 2019 haben wir hart gearbeitet. Nun sind wir zurück. Einfach sensationell.» Ebenfalls eine reife Darbietung zeigte die junge Aergera-Torfrau Vanessa Aebischer, die auch in wilden Phasen stets den Überblick behielt und einige Big-Saves auspackte.
Wer sich den steinigen, 34-Spiele-langen Weg in die Lidl Unihockey Prime League, wie die höchste Spielklasse seit dieser Saison genannt wird, noch einmal vor Augen führen wollte, konnte dies anhand der originell gestalteten Plakate der Aergera-Fans tun. Über die Kantone Uri, Bern und Zürich waren in der Playoff-Phase letztlich auch die Reisen nach St. Gallen von Erfolg gekrönt. Nach zuletzt zwei Heim-Niederlagen in Folge konnte der Sensler Unihockey-Club dem treuen und stets zahlreich erschienenen Publikum einen der wohl schönsten Siege der Club-Chronik schenken.
Nadja Schüpbach hatte das Skore zunächst mit einem ansatzlosen Schuss auf der rechten Seite eröffnet, ehe Samira Inglin auf den zwischenzeitlichen Ausgleich wieder reagieren konnte. Die hartnäckigen Gäste fanden aber nach dem 2:2 auch auf zwei Bertolotti-Geschosse eine Antwort und erzwangen eine nervenaufreibende Verlängerung, die eigentlich schon in der High-Noon-Phase des dritten Drittels begonnen hatte. In dieser machte Bertolotti ihren Hattrick perfekt und krönte damit zusammen mit der ganzen Organisation eine fantastische Aergera-Saison mit dem Aufstieg.
Bericht Marco Zbinden, Freiburger Nachrichten vom 10. April 2023.
Telegramm
Aergera – WaSa 5:4 n.V. (2:2, 2:1, 0:1, 1:0)
Sporthalle Giffers-Tentlingen, Giffers. 520 Zuschauer. SR: Siegfried/Keel.
Tore: 12. Schüpbach (Bertschy) 1:0. 15. Wiedmer (Brändli/Ausschluss Inglin) 1:1. 16. Inglin (Gross) 2:1. 20. (19:25) Wiedmer (Manetsch) 2:2. 27. Bertolotti (Buri/Ausschluss Manetsch) 3:2. 33. Bertolotti 4:2. 36. Baumann (Wagner) 4:3. 47. Baumann (Wiedmer) 4:4. 70. (69:53) Bertolotti 5:4.
Strafen: 1-mal 2 Min. gegen Aergera, 1-mal 2 Min. gegen WaSa.
Aergera Giffers: Aebischer; Gross, Schmid; Wyss, Huber; Raetzo, Bertschy; Inglin, Bertolotti, Buri; Riedo, Kohler, Kolly; Schüpbach, Stegmaier, Ecoffey.
Waldkirch-St. Gallen: Johnsrud; Sieber, Beck; Wiedmer, Fritsche; Longatti; Schaller, Brändli, Manetsch; Wagner, C. Baumann, Göldi; Zogg, Pema, Schnyder.
Bemerkungen: 26. Lattenschuss Manetsch. 51. Pfostenschuss Beck. 61. Beck verletzt ausgeschieden.
Endstand Auf-/Abstiegsspiele (best of 5): 3:2.